(Bild: Agnes Baldauf)
Der Mensch sieht sich gerne als Krone der Schöpfung. Ob wir das wirklich sind? Irgendwie bezweifle ich dies. Vor allem, wenn ich mir die aktuelle Situation ansehe.
Krone heisst im lateinischen CORONA. Wer hat die Krone auf? Wer wird von wem beherrscht? Geht es überhaupt um „Herrschen“?
Oder geht es vielleicht gar nicht um das Herrschen?
Einmal abgesehen davon, dass wir Bakterien, Keime und Viren benötigen, damit unser Immunsystem trainiert werden kann. So gesehen leben wir besser in der Symbiose miteinander, oder?
Am Ende des Jahres 2020 blicke ich nun zurück – und ja ich kann sagen, ich habe viel gelernt und bin sehr dankbar dankbar.
Die Welt ist ein Trümmerhaufen und ich bin dankbar? Ja.
Denn die Menschheit steht vor ihrer wohl wichtigsten Entscheidung. Machen wir so weiter wie bisher oder ändern wir grundlegend etwas?
Wir alle haben es in der Hand.
Wie komme ich darauf, dass wir es verändern können? Ich hole etwas aus.
Bereits im März und April gab es viele Menschen, die aus unterschiedlichen Perspektiven und aus unterschiedlichem Wissen heraus davor gewarnt haben, Lockdowns etc. umzusetzen .
Auch ich habe hinterfragt bzw. davor gewarnt, da für mich ersichtlich war, dass die sogenannten Verantwortlichen Entscheidungen treffen, die nicht mehr umkehrbar sind und sie Wege einschlagen, aus denen sie nicht mehr heraus kommen. So etwas wie „Fehler eingestehen können oder wollen“ steht nach meiner Erfahrung nicht im Lehrbuch für viele der Politiker.
Aus meiner Perspektive heraus, waren die Entscheidungen im März Einbahnstraßen und dienten nur der Machterhaltung der Systeme und damit war es für mich falsch.
Ich erkannte jedoch auch, dass „die Krone“ uns aufzeigt, was alles schief läuft. Wie mit einer Lupe wurde auf Systeme geblickt, die nicht mehr funktionsfähig sind. So wurde klar, dass z.B. Schulen auf solche Katastrophen nicht vorbereitet sind. Auch die Familiensysteme oder Unternehmen sind nicht vorbereitet. Hektische Betriebsamkeit setzte ein und es wurde – von Oben herab – versucht mit Vorschriften und Geldzuwendungen alles zu regeln und die Menschen zu beruhigen.
Doch wie kann das funktionieren? Kann das Leben bis in die kleinste Ecke geregelt und kontrolliert werden? Ist der Geldregen wirklich ein Segen?
Meine Reaktion auf diese Maßnahmen? Widerstand.
Ich rebellierte und fing an zu missionieren. Und stieß bei vielen Menschen auf Unverständnis. In vielen Gesprächen hörte ich:“ Ja, ich verstehe es auch nicht, aber…..“ Das brachte mich noch mehr in den Widerstand. Wieso machten alle mit, wenn es doch unverhältnismäßig schien? Wieso nutzen wir nicht alle die Chance, alte und nicht mehr funktionierende Systeme zu verändern? Es war mir ein Rätsel.
So begann ich, mich mit der Situation, meiner Wut, meinem eigenen Unverständnis und meinen Ängsten auseinander zu setzen. Auch wenn ich seit über 12 Jahre als Coach tätig bin und selbstverständlich auch an meiner eigenen Entwicklung arbeite – so begann nun ein so intensiver Prozess, wie ich ihn noch nie erlebte. Da ich mich mit Kollegen, Familie und Freunden austauschen konnte und Unterstützung fand für meine Gedanken und Emotionen, fühlte ich mich nicht verloren, sondern verstanden und geborgen. Trotz unterschiedlicher Ansichten und Meinungen waren wir füreinander da.
Und ich erkannte, dass ich, wie wir alle, in Abhängikeiten von Systemen lebte, die mir (teilweise) nicht gut tun. Ich erkannte, dass es Zeit ist, Altes und Hinderliches endgültig abzulegen. Das bedeutete tiefgreifende Überlegungen und alles in Frage stellen, was mir teilweise lieb geworden war. Doch ich erkannte dadurch, was mir wirklich wichtig ist und was ich aus Bequemlichkeit beibehalten hatte.
Wie eine Raupe begab ich mich in dieser Zeit in einen Kokon. Ich betrachtete immer und immer wieder meine Gedanken und Emtionen. Ich durchleuchtete meine Muster, Gewohnheiten und unterschiedlichen Lebensbereiche. Und ich traf Entscheidungen, welche Systeme und Beziehungen – privat wie beruflich – mir nicht mehr gut tun und die ich loslasse. Mit allen Konsequenzen.
Ich entschied mich, ab sofort und dauerhaft wirklich nur noch dort verbunden zu sein, wo es Synergien und respektvolles Miteinander gibt. Ich entschied mich Lösungen zu finden und Türen zu öffnen. Täglich aufs Neue. Auch wandelte ich Emotionen um. Ich wandelte Wut in Mut. Ich wandelte Angst in Liebe. Und ich wandelte Rebellion in Frieden. Dieser intensive Prozess war schmerzhaft, manches Mal sehr tränenreich, doch vor allem befreiend.
Ich erlebte, wie ich als Schmetterling den Kokon verlassen, meine Flügel ausbreiten und fliegen konnte. Ganz viele Dinge fühlten sich nicht nur leichter an – sie gingen mir leichter von der Hand. Eine tiefe innere Ruhe und Stabilität hatte sich eingefunden. Mein Ur-Vertrauen war wieder erwacht und schuf Zuversicht, wie ich sie noch nie fühlte. Und dabei bin ich schon seit jeher ein unerschütterlicher Optimist. Meine eigene Klarheit darüber, was ich will und was mir wichtig ist, war enorm gewachsen. Ich bin tatsächlich in meiner Eigenverantwortung angekommen und lebe diese nun wahrhaftig. Und das fühlt sich richtig gut an. Genau dafür bin ich dankbar. Denn nun öffnen sich Optionen und es ergeben sich Möglichkeiten, Dinge, die nicht gut laufen zu verändern. Nun ist es möglich, die Wollknäuel zu entwirren und die Komplexität der Geschehnisse be-greifbar zu machen. Mir ist noch viel bewusster geworden, dass der Weg das Ziel ist und wir keine endgültigen Lösungen benötigen. Sondern, dass wir jeden Tag neu gestalten und er-leben können.
Wie wäre die Welt, wenn jeder die Abhängigkeiten löst, die ihm nicht gut tun? Wie wäre die Welt, wenn wir alle in Respekt miteinander verbunden sind? Wie wäre die Welt, wenn jeder Einzelne seine Eigenverantwortung annimmt und lebt?
Wie wäre es, wenn Du Dich ebenfalls auf den Weg machst? Ich bin für Dich da. Melde Dich, wenn Du magst.