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„Jetzt mach doch endlich. Wir müssen los.“
„Du hast ja schon wieder die Wäsche nicht weggeräumt.“
„Wieso dauert das immer so lange? Das Projekt muss nächste Woche fertig werden.“
„Du bist so vergesslich.“
Diese oder ähnliche Sätze haben wir vermutlich alle schon mal gehört. Entweder als Kind, in der Partnerschaft oder im Beruf. Wie erging es Dir, als Du sie hier – im Grunde personenunabhängig geschrieben – gelesen hast?
Vorwürfe sind in der Kommunikation fast alltäglich. DU-Botschaften, die dem Gesprächspartner signalisieren, dass er etwas nicht richtig gemacht hat oder den Ansprüchen nicht genügt. DU-Botschaften spiegeln meine eigene Enttäuschung wieder. Enttäuschung darüber, dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden.
Lassen wir einmal außen vor, ob meine eigenen Erwartungen gerechtfertigt sind oder ob ich sie verständlich formulieren konnte.
DU-Botschaften oder Vorwürfe sind nicht geeignet, dass Kommunikation gelingt. Denn der andere fühlt sich herab gesetzt, angegriffen und geht in die Verteidigungshaltung. Manche fühlen sich dann sehr klein, ziehen sich zurück oder andere gehen in den Angriff über und werfen uns ebenfalls Dinge vor. Du ahnst, was sich daraus ergeben kann?
Richtig: Aus Vorwürfen kann sich ein negativer Teufelskreis entwickeln. Denn DU-Botschaften und Vorwürfe schicken dem Gegenüber die implizierte Nachricht „Du bist nicht OK“. Sie weisen dem anderen eine Schuld zu.
Es ist nun so, dass diese Spirale durchbrochen werden muss, wenn sich Beziehungen positiv entwickeln sollen. Wie kann das gelingen?
Zunächst ist es wichtig heraus zu finden bzw. klarzustellen: Will ich, dass sich eine bestimmte Situation zukünftig anders entwickelt als bisher? Wenn ja, dann gibt es dafür einige Optionen.
Eine möchte ich hier vorstellen. Wenn Dir auffällt, dass Du selbst oft in DU-Botschaften sprichst, dann schreibe dir die bisherige Situation auf. Was hat dazu geführt? Wer hat was dazu beigetragen? Welche Formulierungen und Sätze sind häufig zu hören?
Und dann schreibe dir für Deine DU-Botschaften Alternativen auf. Verwandle sie in ICH-Botschaften. Ein Beispiel könnte wie folgt lauten.
DU-Botschaft: „Jetzt mach doch endlich. Wir müssen los.“
ICH-Botschaft: „Damit wir pünktlich ankommen, sollten wir um X Uhr losfahren. Wie können wir das schaffen?“
Merkst Du einen Unterschied? Ja, die ICH-Botschaft ist meist etwas länger. Doch wenn Du eine Frage einbeziehst, kann der andere diese beantworten, ohne sich gleich in die Enge gedrängt zu fühlen. Jede Aussage kann auf zig unterschiedliche Weisen formuliert werden. Da muss auch jeder für sich überlegen, was passt zu mir. Mit welchen Worten fühle ich mich wohl? Was kann ich leicht aussprechen? Was fühlt sich für mich richtig und ehrlich an.
Und wie immer braucht es etwas Übung. Doch es lohnt sich, wertschätzender zu sprechen, um gelingende Beziehungen zu gestalten.