(Bild: Agnes Baldauf)
Ich glaube an….. ? Oder doch nicht?
An was glaubst Du? Glaubst Du an die ewige Liebe? Glaubst Du, dass jeder Mensch studiert haben muss, um erfolgreich sein zu können? Glaubst Du, dass alle Unternehmer geldgierige Kapitalisten sind? Glaubst Du, dass Pfleger und andere Berufsgruppen im sozialen Bereich unterbezahlt sind? Glaubst Du an Gott?
An was glaubst Du – wirklich?
Als ich Teenager war, stand auch für mich irgendwann der Firm-Unterricht als Vorbereitung auf die Firmung an. Wir hatten für unsere Firm-Gruppe soweit ich mich erinnere zwei Gruppenleiter – ein junges Pärchen. Ich erinnere mich, dass sie sich enorm engagierten und vor allem erinnere ich mich an eines: sie besprachen mit uns das Glaubensbekenntnis. Und zwar sehr ausführlich. Sie wollten von uns hören, wie wir dazu stehen, wenn dort z.B. steht: ich glaube an Gott…. An Jesus Christus ……. geboren von der Jungfrau Maria.
Wir durften die Inhalte durchaus hinterfragen und diskutieren. Mir war damals nicht klar, dass diese Art der Vorbereitung auf die Firmung für die damalige Zeit (Mitte der 1980er) wohl sehr außergewöhnlich war. Für mich war nachvollziehbar OK es gibt einen Gott oder Schöpfer. Womöglich auch Jesus Christus doch eine unbefleckte Empfängnis? Da kann doch etwas nicht stimmen. Rebell der ich war, war für mich klar: das ist eine Lüge und ich begann durch diesen Impuls noch viel mehr zu hinterfragen. An dem System Kirche, an den ganzen „Das ist halt so“-Aussagen.
Ich denke, meine Eltern brauchten und hatten zu der Zeit wirklich viel Geduld mit mir und ließen mich im angemessenen Rahmen rebellieren. Dafür bin ich ihnen heute noch sehr dankbar.
Doch zurück zum Glaubensbekenntnis. Ich habe für mich – sehr viel später, das gebe ich zu – erkannt, dass diese „Lüge“ der unbefleckten Empfängnis wohl eher eine Hilfe für alle Menschen war. Zu der damaligen Zeit war es aus Sicht vieler Menschen vermutlich einfacher, an ein Wunder zu glauben, als die Tatsache, dass eine unverheiratete Frau ein Kind bekommt.
Wie auch immer: ich begann spätestens ab diesem Zeitpunkt alles zu hinterfragen und zu überprüfen, ob „Das ist halt so-Themen“ für mich stimmig sind oder nicht. Ich begann zu prüfen, was davon ist für mich stimmig, was behalte ich bei oder übernehme ich für mich und wo darf ich auf die Suche nach Neuem gehen.
Durch diesen Prozess konnte ich meine Berufung finden – meinem Herzen folgen. Ich kann Euch sagen: Damals war noch vieles unbewusst und oft aus meiner nach Freiheit suchenden Sehnsucht heraus entstanden. Heute mache ich vieles bewusster. Ja, dieser Prozess dauert bis heute an.
Ich höre mir Ideen und Meinungen anderer an und lasse Dinge, die für Personen stimmig sind, als für diese Menschen gültig stehen. Ich versuche nicht mehr sie von meiner Idee oder Meinung zu überzeugen. Das ist nach wie vor nicht immer leicht für mich und ich lerne täglich dazu. Auch darf ich mich dadurch fast stündlich weiter entwickeln und meine Neutralität stabilisieren.
Doch wenn etwas für einen Menschen stimmig ist, dann ist das OK für ihn. Wenn etwas davon für mich stimmig ist, dann integriere ich das in mein Leben. Das ist für mich sehr wertvoll – gerade in der heutigen Zeit – bei mir zu bleiben und innerlich mit mir im Frieden zu sein. So kann ich im Frieden mit mir mit allen Menschen in den Austausch gehen.Schön ist es, wenn sie von mir ebenso Impulse erhalten und vielleicht integrieren, wie ich von ihnen. Jedoch alles auf freiwilliger Basis. Nur so wird daraus ein wunderbares Geben und Nehmen – ein richtiger Austausch. Eine Begegnung auf Augenhöhe. Alles ist im Fluss.
Wie ist das für dich oder bei Dir? Hast Du dir Gedanken gemacht und Glaubenssätze angeschaut oder hinterfragt? Was in Deinem Leben ist für dich wirklich wirklich stimmig? Und wo fühlst Du dich unwohl?
Ich habe für mich entdeckt, dass dies ein spannender Prozess ist, der niemals aufhört und der sich für mich lohnt. Ich kann mich dadurch entwickeln und wachsen und diese Impulse und Erkenntnisse weiter geben.
Versuche es – denn Du bist die wichtigste Person in Deinem Leben.