Standpunkte einnehmen und für sich einstehen

Bild: Agnes Baldauf

Hast du eine Vorstellung davon, wie dein perfekter Job oder deine perfekte Partnerschaft aussieht? Wie muss dein Alltag im Büro oder auf der Baustelle – wo auch immer du tätig bis – ablaufen? Wie muss sich dein Partner verhalten? Brauchst du Lob vom Chef oder das Frühstück zubereitet? Wenn mal etwas schief läuft, was erwartest du vom Chef bzw. Partner?

Und wie immer schlage ich den Bogen nun zu dir selbst. Denn klar ist, wenn du dir Gedanken darüber machst, wie dein Alltag und die Beziehungen zu den Menschen aussehen soll, dann machst du dir Gedanken über Werte und Verhaltensweisen. Und diese Ideen und Vorstellungen kommen aus dir, deiner Erziehung und deinen Erfahrungen (auch der unbewussten) hervor.

Diese Werte bestimmen eben dein Verhalten, bringen deine Wünsche und Erwartungen auf dein Leben und Umfeld zum Ausdruck. Und das ist gut so. Denn es bringt dich – wenn du dich selbst ernst nimmst – zu dir selbst. Auch bringt es dich dazu, darüber nachzudenken, wo und mit wem du arbeiten und leben willst. Solange du im Außen auf „seltsame“ Hürden triffst – so etwas wie doofe Chefs, Stress und Begegnungen, die dir keine Freude machen – kannst du überprüfen, wie du selbst deine Werte lebst. Und es hilft dir zu erkennen, wie deine Intuition arbeitet und dass du lernst ihr zu vertrauen.

Ich gebe euch ein Beispiel. Es gab eine Situation, wo es um den Kauf meines Wohnmobils ging. Im ersten Gespräch, ging es um die Modalitäten des Kaufs, die Umbauten am Mobil und um den weiteren Ablauf bis zur Übergabe. Dabei saß ich zwei Verkäufern gegenüber. Das Eine war der Inhaber, das andere ein neuer Mitarbeiter. Nun ist es üblich in der Einarbeitungsphase, dass Mitarbeiter möglichst viel sehen und erleben sollen, um das Unternehmen und Abläufe kennen und verstehen zu lernen. Bis hierhin nichts ungewöhnliches. Es fiel ein Satz des Geschäftsführers, der in etwa lautete: „Herr XY ist dabei, damit er von mir lernt, wie man richtig verkauft.“ Auch das ist im Grunde kein ungewöhnlicher Satz. Doch im Zusammenhang mit dem reifen Alter des Mitarbeiters und die Art und Weise, wie der Satz ausgesprochen wurde, löste etwas in mir aus, was sich seltsam anfühlte. Ich konnte es nicht direkt zuordnen, doch heute würde ich sagen, es fühlte sich unfair an. Irgendwie bloß stellend und überheblich.

Ich habe nicht auf mein Gefühl gehört und mich viel mehr vom Außen ablenken lassen. Es war kurz vor Weihnachten und wir wollten die Gunst der Stunde nutzen. Im Nachgang gab es relativ viel Ärger rund um das Mobil und mir ist irgendwann im Laufe der Geschichte wieder dieses erste Gespräch eingefallen.
Was ich gemerkt habe, ist, dass es mir geholfen hätte, mir direkt selbst ein Stopp- Zeichen zu setzen. Ja, das würde bedeuten, dass es nicht so gelaufen wäre, wie ich mir das wünschte. Ich hätte vielleicht auch viele weitere Monate nach einem Wohnmobil gesucht oder mir „komische“ Fragen der Verkäufer anhören dürfen.

Was auch immer – ich habe mir für die Zukunft vorgenommen, dass ich – sobald ich spüre, dass etwas nicht für mich stimmig ist – mir Nachdenkzeit nehme. Aus der Situation raus gehe, um mich neu zu sortieren und heraus zu finden, was genau mich stört. Um dann mit neuer Klarheit und neuem Selbstverständnis erneut in das Gespräch zu gehen. Und dann zu mir selbst und meiner Meinung zu stehen. Dann kann der Kopf ruhiger bleiben, weil er vorher seine Aufgabe erledigt hat und aus dem Herzen sprechen.

Und jajajaja, da alles hört sich einfach an – ist es vermutlich auch, wenn man es übt. Und ich kann euch sagen, ich übe übe übe 🙂

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